Of Luther de thesen uithing in Wittenberg op Hervormingsdag is onzeker. Wat wel zeker is dat hij een verontwaardigde brief naar de aartsbisschop van Mainz stuurde in wiens ambtsgebied de aflaatpredikers rondtrokken.
Hieronder een afschrift van de brief. Het origineel is er nog en bevindt zich sinds 1604 in het Rijksarchief in Stockholm. Na de afbeelding een transcriptie. Daaronder een Duitse vertaling.
bron: WABr 1,108 ff
R[evere]ndissimo in Christo patri,
illustrissimo domino, d[omino] Alberto
Magdeburgensis ac Moguntinensis Ecclesiarum
Archiepiscopo Primati, Marchioni Brandenburgensi etc.
domino suo & pastori in Christo
venerabiliter metuendo ac gratiosissimo.
Ihesus.
Gratiam & misericordiam dei & quicquid potest & est.
Parce mihi, R[everendissi]me in Christo pater princeps illustrissime, Quod ego fex hominum tantum habeo temeritatis, vt ad Culmen tue sublimitatis ausus fuerim cogitare Epistolam. Testis est mihi dominus Ihesus, Quod mee paruitatis & turpitudinis mihi conscius diu iam distuli, quod nunc perfricata fronte perficio, motus quam maxime officio fidelitatis mee, quam tue p[aternitati] in Christo debere me agnosco. Dignetur itaque tua interim celsitudo oculum ad pulverem vnum intendere & votum meum pro tua pontificali clementia intelligere.
Circumferuntur Indulgentie papales sub tuo praeclarissimo titulo ad fabricam s. Petri, In quibus non adeo accuso praedicatorum exclamationes, quas non audivi, Sed doleo falsissimas intelligentias populi ex illis conceptas, quas vulgo vndique iactant. Videlicet, Quod credunt infelices anime, si literas indulgentiarum redemerint, securi sint de salute sua, Item, Quod anime de purgatorio statim euolent, vbi contributionem in cistam coniecerint. Deinde tantas esse has gratias, vt nullum sit adeo magnum peccatum, etiam (vt aiunt) si per impossibile quis Matrem dei violasset, quin possit solui. Item, Quod homo per istas Indulgentias liber sit ab omni pena & culpa.
O deus optime, sic erudiuntur anime tuis curis, optime pater, commisse ad mortem! Et fit atque crescit durissima ratio tibi reddenda super omnibus istis! Idcirco tacere hec amplius non potui. Non enim fit homo per vllum munus Episcopi securum de salute, cum nec per gratiam infusam dei fiat securus, sed semper in timore & tremore iubet nos operari salutem nostram Apostolus [Phil 2,12] et iustus vix saluabitur [1 Petr 4,18]. Denique tam arta est via, que ducit ad vitam [Mt 7,14], vt dominus, per prophetas Amos [Am 4,11] & Zachariam [Sach 3,2] saluandos appellet torres raptos de incendio. Et vbique dominus difficultatem salutis denunciat.
Quomodo ergo per illas falsas veniarum fabulas & promissiones faciunt populum securum & sine timore? Cum indulgentie prorsus nihil boni conferant animabus ad salutem aut sanctitatem, sed tantummodo penam externam olim canonice imponi solitam auferant?!
Denique opera pietatis & charitatis sunt in infinitum meliora indulgentiis. Et tamen hec non tanta pompa nec tanto studio praedicant, immo propter venias praedicandas illa tacent, cum tamen omnium Episcoporum hoc sit officium primum & solum ut populus Euangelium discat & Charitatem Christi. Nusquam enim Christus prae cepit Indulgentias praedicari, sed Euangelium vehementer praecepit praedicari. Quantus ergo horror est, quantum periculum Episcopi, si tacito Euangelio non nisi strepitus Indulgentiarum permittat in populum suum et has plus curet quam Euangelium! Nonne dicet illis Christus: Colantes culicem et glutientes camelum?
Accedit ad hoc, R[everendissi]me pater in domino, Quod in instructione illa commissariorum sub tue p[aternitatis] nomine edita dicitur (Vtique sine tue p[aternitatis] R[everendissime] & scientia & consensu) Vnam principalium gratiarum esse donum illud dei inestimabile, quo reconciliatur homo deo, et omnes pene delentur purgatorii. Item Quod non sit necessaria contritio iis, qui animas vel confessionalia redi munt.
Sed quid faciam optime praesul & illustriss[ime] princeps, Nisi quod per dominum Ihesum Christum t[uam] R[everendissi]mam p[aternitatem] orem, quatinus oculum paterne cure dignetur aduertere & eundem libellum penitus tollere & praedicatoribus veniarum imponere aliam prae dicandi formam, Ne forte aliquis tandem exurgat, qui editis libellis & illos et libellum illum confutet, ad vituperium summum illustrissime tue sublimitatis, quod ego vehementer quidem fieri abhorreo & tamen futurum timeo nisi cito succurratur.
Hec mee paruitatis fidelia officia rogo tua illustriss[ima] gratia dignetur accipere modo principali & Episcopali, idest clementissimo, sicut ego ea exhibeo corde fidelissimo & t[uae] p[aternitati] R[everendissime] deditissimo. Sum enim et ego pars ouilis tui.
Dominus Ihesus custodiat t[uam] R[everendissimam] p[aternitateml in eternum. Amen.
Ex Vittenberga 1517. Vigilia omnium Sanctorum.
Si t[uae] R[everendissime] p[aternitati] placet, poterit has meas disputationes videre, vt intelligat, quam dubia res sit Indulgentiarum opinio, quam illi vt certissimam seminant.
Indignus filius
Martinus Luther, Augustin. Doctor S. Theologie vocatus.
Duitse vertaling
Dem hochwürdigen Vater in Christo
und durchlauchtigsten Herrn, Albert,
Erzbischof der Kirchen zu Magdeburg und Mainz, Primas,
Markgraf zu Brandenburg usw.,
seinem Herrn und Hirten in Christo,
geachtet in Ehrerbietung und Liebe!
Jesus.
Gnade und Barmherzigkeit Gottes und alles, was er vermag und ist!
Verzeiht mir, ehrwürdigster Vater in Christo, durchlauchtigster Kurfürst, daß ich, der geringste unter den Menschen, so unbesonnen und vermessen bin und es wage, an Eure höchste Erhabenheit einen Brief zu richten. Der Herr Jesus ist mein Zeuge, daß ich, eingedenk meiner Niedrigkeit und Nichtswürdigkeit, lange aufgeschoben habe, was ich jetzt mit unverschämter Stirn vollbringe. Mich bewegt vor allem die Verpflichtung zu treuem Dienst, den ich Euch, hochwürdigster Vater in Christo, zu leisten mich schuldig weiß. Daher möge Eure Hoheit sich unterdessen würdigen, ein Auge auf mich zu richten, der ich nur Staub bin, und mein Votum entsprechend Eurer bischöflichen Milde zur Kenntnis nehmen.
Es werden Päpstliche Ablässe im Namen Euer Kurfürstlichen Gnaden zum Bau von St. Peter herumgetragen. Dabei klage ich nicht so sehr das Ausschreien der Ablaßprediger an, das ich nicht gehört habe, sondern ich bin schwerzlich besorgt über die überaus falschen Anschauungen des Volkes, die aus dem entstehen, was man überall und allerorts im Munde führt: etwa, daß die unglücklichen Seelen glauben, daß sie, wenn sie die Ablaßbriefe gekauft hätten, ihres Heiles sicher sind; desgleichen, daß die Seelen sofort aus dem Fegefeuer herausfliegen, sobald sie ihren Betrag in den Kasten gelegt haben; ferner, daß diese Gnaden so stark sind, daß keine Sünde so groß sei, als daß sie nicht erlassen werden könnte, sogar (wie sie sagen), wenn jemand etwas Unmögliches getan und die Mutter Gottes geschändet hätte; schließlich, daß der Mensche durch diese Ablässe von jeder Strafe und Schuld frei sei.
Ach, lieber Gott, so werden die Eurer Sorge anvertrauten Menschen zum Tode unterwiesen! Und es entsteht und er wächst die härteste Rechenschaft, die Dir für all diese abzulegen ist. Deshalb konnte ich nicht länger davon schweigen. Der Mensch wird nämlich nicht durch irgendein Geschenk des Bischofs seines Heiles sicher, da er ja nicht einmal durch die von Gott eingegossene Gnade gewiß wird; vielmehr befiehlt uns der Apostel in Furcht und Zittern unser Heil zu wirken [Phil 2,12] und der Gerechte wird kaum gerettet werden [1 Petr 4,18]. Schließlich, so eng ist der Weg, der zum Leben führt, daß der Herr durch die Propheten Amos [Am 4,11] und Sacharja [Sach 3,2] diejenigen, die gerettet werden, aus dem Feuer gerissene Holzscheite nennt. Und überall verkündigt der Herr die Schwierigkeiten des Heiles.
Warum machen sie also durch jene falschen Fabeln und Versprechungen von Vergebung das Volk sicher und furchtlos, wo doch die Ablässe den Seelen geradezu nichts Gutes zum Heil und zur Heiligkeit beitragen, sondern lediglich die äußere Strafe wegnehmen, die man einst nach dem geistlichen Recht aufzulegen pflegte.
Schließlich sind die Werke der Frömmigkeit und der Nächstenliebe unendlich besser als Ablässe und dennoch predigt man sie weder mit solchem Gepränge noch mit so großem Eifer, im Gegenteil wegen der zu predigenden Ablaßgnaden schweigt man von ihnen, wo es doch die erste und einzige Pflicht aller Bischöfe ist, daß das Volk das Evangelium und die Liebe Christi lernt. Christus hat niemals aufgetragen, Ablässe zu predigen, aber nachdrücklich hat er geboten, das Evangelium zu predigen. Wie groß ist das Entsetzen, welche Gefahr entsteht einem Bischof, wenn er – während das Evangelium verstummt – nur den Lärm der Ablässe auf sein Volk zuläßt und sich mehr um diese kümmert als um das Evangelium. Wird nicht Christus zu ihnen sagen: Ihr seihet Mücken aus und verschluckt ein Kamel?
Es kommt hinzu, hochwürdigster Vater im Herrn, daß es in jener Instruktion für die Ablaßkommissare, die unter Eurem Namen ausgegangen ist, heißt (sicher ohne Euer Wissen und Eure Zustimmung), die eine der Hauptgnaden sei jenes unvergleichliche Geschenk Gottes, durch das der Mensch mit Gott wieder versöhnt wird und alle Strafen des Fegefeuers getilgt werden; desgleichen, daß eine Reue nicht nötig für die sei, die Seelen erlösen oder Beichtbriefe kaufen.
Aber was soll ich tun, bester Vorgesetzter und erlauchtetester Fürst, außer daß ich durch den Herrn Jesu Christi Eure ehrwürdigste Väterlichkeit bitte, auf diese Sache ein Auge väterlicher Sorge zu werfen und jenes Büchlein ganz wegzunehmen aufzuheben und den Ablaßpredigern eine andere Form der Verkündigung aufzuerlegen, damit nicht vielleicht am Ende einer auftritt, der mit veröffentlichten Schriften sowohl jene als auch jenes Büchlein widerlegt zu höchstem Schimpf für Eure durchlauchtigste Hoheit. Daß dieses geschieht, verabscheue ich entschieden, aber ich fürchte es wird geschehen, wenn nicht schnell für Abhilfe gesorgt wird.
Diese treuen Dienste meiner Wenigkeit, bitte ich, möge Eure durchlauchtigste Gnaden anzunehmen sich würdigen auf fürstliche und bischöfliche Weise, das heißt gnädigst, so wie ich diese Dienste mit treuestem und Eurer ehrwürdigsten Väterlichkeit ergebensten Herzen erbiete – auch ich nämlich bin ein Teil Eurer Herde.
Der Herr Jesus bewahre Eure ehrwürdigste Väterlichkeit in Ewigkeit.
Aus Wittenberg 1517, am Abend vor Allerheiligen.
Wenn es Eurer ehrwürdigsten Väterlichkeit gefällt, könnte sie diese meine Disputationsthesen ansehen und daraus ersehen, wie zweifelhaft die Lehre vom Ablaß ist, die jene als ganz sicher ausstreuen.
Der unwürdige Sohn
Martin Luther, Augustiner, berufener Doctor der hl. Theologie.