Ein neues Lied wir heben an (Einspielung)

Luthers (erste) Lied eingespielt von Willem Ceuleers (Bariton, Blockflöte, Arrangemente), Aline Hopchet (Blockflöte) und Piet Van Steenbergen (Gamba): 5 strophen mit Intro und Zwischenspiel:

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Originaltext (1524: Erfurter Enchiridion)

Eyn new lied von den zween Merterern
Christi, zu Brussel von den Sophisten zu
Loeuen verbrant.     Mar. Luther.
Eyn newes lied wir heben an / des wald Gott
vnser herre. Zu syngen was got hat gethan /
zu seynem lob vnd ehre. Zu brussel yn dem nidder-
land / wol durch zwen yunge knaben / Hatt er seyn
wunder macht bekant / die er mit seynen gaben.

So reichlich hat getzyret.
Der erst recht wol Johannes heyst / so reych an
Gottes hulden. Seynn bruder Henrich nach dem
geyst / eyn rechter Christ on schulden. Vonn dyßer
welt gescheyden synd / sye hand die kron erworben.
Recht wie die frumen gottes kind / fur seyn wort
synd gestorben.

seyn Mertrer synd sye worden.
 
Der alte feynd sye fangen ließ / erschreckt sye lang
mit drewen. Das wort Gotts er sye leucken hieß /
mit list auch wolt sye tewben. Von Loeuen der So-
phisten viel / mit yhrer kunst verloren. Versamlet er
zu dysem spiel / der geyst sye macht zu thoren.

Sie kundten nichts gewinnen[.]
Sye sungen suß sye sungen sawr / versuchten
manche lysten / die knaben stunden wie eyn mawr /
verachten die Sophisten. Den alten feynd das seer
verdroß / das er war vberwunden. Vonn solchen
yungen / er so groß / er wart vol zorn / von stunden.

gedacht sye zuuerbrennen.
Sie raubten yhn das kloster kleyd / die weyh sye
yhn auch namen. Die knaben waren des bereit / sie
sprachen frölich Amen. Sie danckten yhrem vater
Got / das sye loß solten werden / des teuffels laruen
spiel vnd spot / daryn durch falsche berden.

die welt er gar betrenget.
Das schickt Got durch seyn gnadt also / das sye
recht priester worden. Sich selbs yhm musten
opffern do / vnd gehen ym Christen orden. Der welt
gantz abgestorben seyn / die huchley ablegen. Zu hy-
mel komen frey vnd reyn / die muncherey außfegen.

Vnd menschen thandt hie lassen.
Man schreib yhn fur ein brieflein kleyn / das hies
man sye selbst lesen. Die stuck sye zeychten alle drein /
was yhr glaub war gewesen / der hochst yrhtumb
dyser war / Man mus allein got glauben / der mensch
leugt vnd treugt ymer dar / dez soll man nichts ver-
trawen

des musten sye verbrennen[.]
Zwey grosse fewr sye zundten an / die knaben sie
her brachten. Es nam groß wunder yderman / das
sye solch peyn verachten. Mit frewden sye sych ga-
ben dreyn / mit Gottes lob vnnd syngen / der muet
wart den Sophisten klein / fur dysen newen dyngen /

da sych Gott ließ so mercken.
Noch lassen sy yr lugen nicht / den grossen mort
zu schmucken. Sie geben fur eyn falsch geticht / yhr
gewissen thut sye drucken / die heylgen Gotts auch
nach dem todt / von yhn gelestert werden. Sie sagen
yn der letzten not / die knaben noch auff erden

sych sollen han vmbkeret.
Die laß man liegen ymer hyn / sie habens kleinen
fromen. Wir sollen dancken Got daryn / seyn wort
yst widderkommen / der Sommer yst hart fur der
thur / der winter yst vergangen / die zarten blumen
gehn erfur / der das hat angefangen.

der wirt es wol volenden.

BONUS: