Nun freut euch lieben christen gemein…

Nun freut euch lieben Christen g´mein (EG 341)

Das ist das zweite Lied, das von Luther verfasst wurde (Ein neues Lied wir heben an, ist das Erste) und soll der Gattung des Zeitungsliedes zugeordnet werden. In manchen Büchern wird es aber auch als Bekenntnisliedoder als Glaubenszeugnis, bezeichnet, weil Luther in diesem Lied sein persönlisches Ringen um die Wahrheit, die Verzweiflung in seinen schweren Stunden , die Erlösung und die Kernaussage seiner Theologie darstellt.

Das Lied wurde von Luther ursprünglich als eine Kontrafaktur zu einem Osterprozessionslied geschrieben. Aber schon kurz nach Erscheinung schuf er (?) eine eigene, schwungvolle und springende Melodie dazu. Nachdem sein erstes Lied 1523 solch großen Erfolg erfahren hatte, war es nun ein Anliegen Luthers geworden, noch mehr zu verkündigen und das Evangelium den Menschen durch Lieder näher zu bringen. Deshalb schrieb er dieses Lied und ließ es sogleich als Liedblatt (Einzeldruck) verbreiten.

Luther erzählt in diesem Lied in der Ich-Form. Dadurch wird das Lied sehr persönlich und verdeutlicht, welchen Anfechtungen und Ängsten Luther einst ausgesetzt war. Es beschreibt aber auch, wie er durch die Gnade Gottes und seines Sohnes regelrecht befreit wird. Nach der biblischen Tradition des Psalmensingens steht das ,,Ich” aber nicht nur für Luther alleine, sondern für jeden einzelnen Menschen. Somit wird die Verknüpfung von Luthers Erleben mit der Heilsverkündung hergestellt.

Die Lebendigkeit des Liedtextes wird getragen durch die wörtliche Rede zwischen Gott und Jesus wie auch zwischen Jesus und den Menschen. Die Verbundenheit Gottes mit den Menschen wird in der siebten Strophe deutlich: ,,Denn ich bin dein, und du bist mein; und wo ich bleib, da sollst du sein”. Diese Textstelle klinkgt wie eine Abwandlung der alten Verlöbnisformel ,,Du bist min, ich bin din, des sollt du gewiß sin! Dem Menschen wird hiermit das rettende Heil zugeeignet und versichert. Gleichzeitig sind diese Verse die Aufnahme des lutherischen Diktums vom ,,fröhlichen Wechsel und Streit”, wie er ihn in der Freiheitsschrift ‘Von der Freiheit eines Christenmenschen’ propagiert hat.

In diesem Lied, wie auch in seinem ersten Lied ,,Ein neues Lied wir heben an” hat Luther siebenzeilige Strophen benutzt. Später wurde dieses Maß ,,Lutherstrophe” genannt.

Capella de la Torre und ein ‘Bänkelsanger’ bringen das Lied: